Sana’a al-Qadima, die Altstadt von Sana’a mit ihrem einmaligen Ensemble von 7- und 8-stöckigen Ziegelhäusern, ist vielleicht die schönste Stadt, in der ich je geweilt habe. Jedenfalls werde ich nie den Morgen vergessen, an dem mich die Muezzine eine Stunde vor Sonnenaufgang mit dem Ruf zum Al-Fajir, dem Gebet der Morgenröte, weckten.

In der Nacht zuvor war ich in Sana’a gelandet, um im Südjemen die Forschungen für meine Diplomarbeit aufzunehmen. Die deutsche Bekannte eines Studienfreundes hatte mich in der Mafraj, dem mit Sitzpolstern ausgelegten Gastraum auf dem Dach eines traditionellen jemenitischen Hauses, einquartiert. Von dort blickte ich mit verschlafenen Augen ungläubig über das grandiose Panorama der Wohntürme und Minarette, die im ersten Tageslicht zu erglühen schienen. Ist es ein Wunder, dass dieser zauberhafte Morgen, der mir bis heute Gänsehaut-Gefühle bereitet, meine Leidenschaft für die südarabischen Länder Oman und Jemen entfacht hat?